Heilbronner Dachstein-Tragödie 1954

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Karfreitag 1954: dunkelste Wolken über Obertraun - 13 Menschen lassen am Dachstein ihr Leben!
Zu Ostern jährt sich das tragische Ereignis um die zehn Schüler und drei Lehrer aus der deutschen Stadt Heilbronn, die in einem Schneesturm am Dachsteinmassiv ums Leben kamen.

Die totale Zerstörung der deutschen Stadt Heilbronn im Zweiten Weltkrieg liegt noch kein Jahrzehnt zurück. Der Wiederaufbau ist in vollem Gange. Der Blick der Menschen richtet sich jedoch nach vorne. In bescheidenem Maß beginnt man sich Dinge zu leisten, die über die reine Existenzsicherung hinausgehen. Vor diesem Hintergrund reist am Palmsonntag 1954 eine 150-köpfige Schülergruppe mit dem Zug von Heilbronn nach Obertraun ins Salzkammergut. Von der Bundessportschule Obertraun aus unternehmen die Jugendlichen Wanderungen und Bergtouren. Am 15. April (Gründonnerstag) ist für die gesamte Heilbronner Gruppe ein Wandertag angesagt. Ein Lehrer plant mit einer kleinen Schülerauswahl von Obertraun über das Bergdorf Krippenbrunn und die Gjaidalm zu wandern. Der Krippenstein war das Ziel der jungen Wandergruppe. Bei gutem Wetter verlassen um 6 Uhr früh drei Lehrer und zehn Schüler die Bundessportschule Obertraun zur geplanten Tour - trotz der schlechten Wettervorhersagen und der mahnenden Worte des damaligen Heim-Leiters. Etwa um 10 Uhr setzt im Tal Nebel und Regen ein, am Berg beginnt ein Schneesturm zu toben. Die Hoffnung, dass die Gruppe in der Gjaidalm Unterschlupf gefunden hat, bewahrheitet sich nicht. Die Gruppe hat ihre Route geändert. Sie war über die Schönbergalm aufgestiegen und von dort Richtung Däumelkogl/Gjaidalm weitergegangen, dort aber nie angekommen…

Das sich daraus die größte Suchaktion der alpinen Geschichte mit über 400 Bergrettern, Alpingendarmen und freiwilligen Helfern entwickeln sollte, war an diesem Tage keinem bewusst. Sechs Wochen lang suchen die Einsatzkräfte das riesige Gebiet ab. Leider sind aber alle Bemühungen und Strapazen vergebens - nach neun Tagen findet man die ersten Opfer, erst 43 Tage nach Beginn der Suchaktion die letzten beiden Opfer!

Im Gedenken dieses Ereignis hielt Obertraun am Osterwochende 2004 nach fünf Jahrzehnten nochmals inne. Zahlreiche Einheimische, viele Zeitzeugen aus ganz Österreich, Abordnungen der Alpingendarmerie und der Bergrettung aus Oberösterreich, Salzburg und der Steiermark sowie eine Mitschüler-Delegation aus Heilbronn folgten der Einladung der Gemeinde Obertraun. Sowohl der Präsentation des Buches „Das Heilbronner Dachsteinunglück 1954“ als auch der „Gedenkfeier und kirchlichen Andacht“ auf dem Krippenstein wohnten jeweils mehrere hundert Gäste bei.

Erschienene Bücher: „Das Heilbronner Dachsteinunglück 1954“, von Christhard Schrenk/Peter Gruber/Siegfried Schilling/Christoph Zöpfl, ISBN 3-928990-87-X, 202 Seiten, Format 20x21cm, Preis € 19,50, Herausgeber: Stadtarchiv Heilbronn, Österreich-Vertrieb: „Edition Geschichte der Heimat“

"Tod am Stein" - Roman von Peter Gruber, erschienen im Jahr 2006, ISBN 3852527295, € 34,00, Verlag: publication PN°1 Biblothk der Provinz, 304 Seiten;

Heute schwebt man mühelos mit der Dachstein-Krippensteinbahn in drei Teilstrecken auf den Krippenstein auf 2.100 m Seehöhe bzw. zur Gjaidalm. Zur Erinnerung an die Dachsteintragödie 1954 wurde ein Holzkreuz – das Heilbronner Kreuz - am Wanderweg vom Krippenstein zur Gjaidalm errichtet. Am Krippenstein selbst wurde ein Kirchlein (Foto) gebaut, in der eine Glocke aus der Stadt Heilbronn aufgezogen wurde - den Toten zum Gedenken, den Lebenden zur Mahnung!